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Kampf gegen die rote Vogelmilbe

(Bild: Sebastian Nagel)

Die Androlis- und die Taurrusmilbe gehen auf die Jagd

In diesem Blog werfen wir einen Blick auf die rote Vogelmilbe und auf ihre natürlichen Jagdfeinde: Androlis und Taurrus. 

Die rote Vogelmilbe bedeutet ein großes Problem für die Geflügelwirtschaft: blutarme, leidende Hühner und sinkende Erträge.

Jetzt sorgen zwei Milben dafür, dass der roten Vogelmilbe selbst die Eier knapp werden. Wir schauen uns an, warum selbst Schlangen diese Milben dankbar an sich heranlassen. 

 

Wirtschaftlicher Schaden der roten Vogelmilbe

Wenn die Temperaturen langsam wieder angenehm werden und über 10 °C steigen, kommen sie. Gerade ist der beißende Winter überstanden, da klopft das nächste Problem an. Wobei, von Anklopfen kann bei der roten Vogelmilbe nicht die Rede sein.

Sie fällt in den Hühnerstall ein und bezieht versteckte Ritzen unter Holz, Dachpappe, Isoliermaterial und allem, wo man die winzigen Blutsauger nicht sieht. Dort lassen sie ganze Sippen entstehen, die allesamt das Federvieh zu ihrer Mahlzeit auserkoren haben. Sie kommen, bedienen sich und bleiben. Aufgrund ihrer hohen Verbreitung gehört die rote Vogelmilbe zu den bedeutendsten Problemen der Geflügelwirtschaft, erfahren wir auf dgs-magazin.de .

Was richtet die rote Vogelmilbe an? Die Dracula-Milbe saugt den Hühnern das Blut aus. Eine einzige rote Vogelmilbe ist unangenehm und bereits ärgerlich für das Huhn. Das Problem: Sie vermehren sich rasend schnell. Der Wachstumszyklus dauert bei optimalen Bedingungen nur eine Woche.

Nachts schlägt sie zu, wenn das Huhn Ruhe sucht. Wenn vermeintlich alle Gefahren wie Fuchs und Marder ausgesperrt sind, krabbelt die Milbe aus ihrem Versteck. Sie saugt nur eine Stunde lang und verzieht sich dann wieder, um zu verdauen.

Doch da die roten Vogelmilben inzwischen so zahlreich geworden sind und im Schichtbetrieb das Huhn leer pumpen, wird das Ganze zu einer lebensbedrohlichen Qual für das Tier. Abgesehen davon, dass jeder Biss Schmerz und Pusteln hinterlässt.

Wie viele Höfe sind betroffen? Daher verwundert es nicht groß, dass etwa 80 % aller Hühnerställe europaweit von der roten Vogelmilbe heimgesucht werden. Mal schwerer, mal leichter. Kleine und große Betriebe, Ökobetriebe und Industrieanlagen. Die rote Vogelmilbe macht in ihrem Blutdurst wenig Unterschiede.

Wie siedelt sich die rote Vogelmilbe an? Sie reist komfortabel auf Wildvögeln an, in Kisten, Textilien oder sogar auf uns Menschen. So wenig, wie sie zwischen dem Geflügel unterscheidet, so wenig unterscheidet sie auch zwischen Vogel und Mensch. Auch unser Blut trinkt sie und lässt uns mit schmerzenden Stellen gebrandmarkt zurück.

Gehen die Störenfriede von allein? Alleine gehen sie nicht. Wieso sollten sie? Im Stall ist es warm, ihre Mahlzeit nistet gleich über ihnen und sie haben ein bequemes Versteck, um sich munter zu vermehren. Doch selbst wenn es Winter wird und der Stall leer wäre, macht das der Milbe nicht viel aus.

Denn sie hält Temperaturen bis zu 25 °C unter Null aus und kann ohne Blutmahlzeit 1,5 Jahre überstehen. Asketischer geht es bald nicht! Doch wenn sich wieder ein von Blut pulsierendes Tier ihren Sensoren nähert, schlägt ihre Enthaltsamkeit in einen unbändigen Blutdurst um.

Bei einem solch radikalen Feind werden dann oft radikale Geschütze aufgefahren. Die chemischen Mittel, die benutzt werden, verringern zwar die Population der roten Vogelmilbe erfolgreich, doch meist auch alle anderen Populationen im Umfeld. Eines dieser Mittel sickert sogar durch das Huhn ins Ei durch und löste 2017 einen Lebensmittelskandal aus.

 

Der Fipronil-Skandal

Aus schierer Verzweiflung versuchte man es 2017 mit Fipronil, einem Antiparasitikum. Das leider so effektiv war, dass es in der EU gar nicht zugelassen war.

Wo kam es her? Man konnte Anteile von Fipronil in Desinfektionsmitteln nachweisen. Dieses Desinfektionsmittel war nämlich so gehaltvoll, dass es neben der roten Vogelmilben und allem, was sich in der Nähe befand und auch gleich mit dem Ruf des Geflügelhofs Schluss machte. Was für eine Reinigungskraft!

Was kann Fipronil? Man kann sagen, Fipronil lässt kaum Insekten am Leben. Es findet Verwendung gegen Zecken, Flöhe, Läuse, Schaben, Milben und sogar Bienen. Pflanzen, Hunde und Katzen werden mit Fipronil von Schädlingen befreit. Doch bei Nutztieren ist die Verwendung verboten. Sonst käme Fipronil wieder zurück zu uns und wir würden das Gift vertilgen, das eigentlich für die Tilgung von Schädlingen gedacht war. Denn etwas davon würde in die Teile sickern, die wir nutzen und essen: Milch, Eier und Fleisch.

Was waren die Folgen? Das Insektizid gelangte in Millionen von Eiern, die daraufhin vernichtet werden mussten, erfahren wir auf ptaheute.de.

Ist Fipronil gefährlich? Lebensmittel dürfen einen Wert von 0,005 mg/kg nicht überschreiten. Was 2017 in Belgien gefunden wurde, waren Rückstände von 1,2 mg/kg. Noch lange nicht lebensgefährdend. Aber doch so schlimm, dass Millionen Eier aus mehreren Bundesländern, die von den Höfen beliefert wurden, die Eier zurückrufen mussten. Denn auch wenn man von einer akuten Gefahr für den Menschen absieht, ist das Gift so stark, dass es nicht mal durch das Kochen an Gehalt verliert.

Die toxische Wirkung von Fipronil auf das Nervensystem und die Leber wurde zwar nur bei Ratten festgestellt. Doch kann man nicht ausschließen, dass es auch beim Menschen ähnliche Organe angreifen könnte. Am Ende ist es ein Nervengift. Denn auf diese Weise setzt es auch den Insekten zu, die es tötet: Es stört Prozesse der Neurotransmitter und führt so zum Tod.

Man kann nicht alles an Huhn und Eier lassen, sonst erleben wir wieder einen Lebensmittelskandal. Daher nun zu etwas, das nicht zu übereifrig hilft und wirklich nur tut, was es soll.

 

Die Androlis- und die Taurrusmilben

Das Gute an Nützlingen ist, dass sie gezielt eingesetzt werden können, nur angreifen, was sie sollen und davon in der Regel nichts übrig lassen.

Wer sind die beiden? Bei Androlis und Taurrus handelt es sich um zwei verschiedene räuberische Milben, die es auf die rote Vogelmilbe abgesehen haben.

Androlis ist 1 mm groß. Sie bewegt sich sehr schnell und verfolgt ihre Beute bis in deren Schlupflöcher. Taurrus ist dagegen etwas kleiner: 0,5 mm. Sie ist ocker bis orange. Taurrus ist zwar auch ein flinker und aktiver Jäger, doch das heißt nicht, dass sie sich nicht auch gerne in aller Ruhe über ihre Beute hermacht. Dafür paralysiert sie diese.

Was ist besonders an ihnen? Taurrus und Androlis sind aktive Jäger. Sie warten nicht behäbig, bis ihnen die Beute von selbst ins Netz tappt, sie gehen auf die Jagd. Sie jagen sie bis in ihr Versteck. Dabei verschonen sie niemanden. Adulte und Jungtiere werden Opfer ihres Hungers. Wobei Eier und Larven einen besonderen Leckerbissen für sie bedeuten.

Das Besondere bei der Taurrusmilbe ist, dass sie selbst dann noch Schädlinge tötet und frisst, wenn sie eigentlich schon satt ist. Diese Form der Unersättlichkeit ist genau das richtige Mittel gegen die rote Vogelmilbe. Was weg muss, muss weg!

Sie sind resistent. Mit Trockenheit, Hitze und Kälte kommen sie ausgezeichnet zu recht. Sie werden bereits bei Temperaturen von 4 °C aktiv. Sie können somit schon vor Auftauchen der roten Vogelmilbe ausgebracht werden. Wie wir erfahren haben, trotzt auch die rote Vogelmilbe extremeren Temperaturen. Dem Sturm der Nützlinge hat sie jedoch nichts entgegenzusetzen.

In Terrarien von Reptilien werden sie bereits erfolgreich eingesetzt, erfahren wir auf Reptilia.de. Denn auch gerissene Jäger wie Schlangen werden von Milben geplagt. Es gibt eine spezialisierte Schlangenmilbe, die es auf sie abgesehen hat. Androlis und Taurrus helfen dem Jäger, wieder ruhig liegen und lauern zu können.

Können die Nützlinge zur Plage werden? Nein. Obwohl sie eine lange Lebensdauer haben, richtet sich ihre Population nach der der Schädlinge. Je mehr rote Vogelmilben, desto mehr Taurus und Androlis gibt es. Doch wenn es davon keine mehr gibt, verschwinden auch die Nützlinge.

 

Fazit

Diese Jäger kämpfen an allen Fronten. Und genau deshalb haben sie es ins Sortiment von Feld und Stall geschafft.

Sie sind besonders effektiv und ermöglichen es dem, der sie ausbringt, so wenig wie möglich machen zu müssen.

Mehr Zeit für die wichtigen Dinge.



Und hier findest du unsere Nützlinge: Raubmilben gegen die rote Vogelmilbe

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