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Betäubungslose Ferkelkastration – Der Countdown läuft

Nach den Vorgaben des Tierschutzgesetzes ist ab dem 1. Januar 2019 die betäubungslose Ferkelkastration in Deutschland verboten. Doch welche Alternativen gibt es und bleibt Deutschland konkurrenzfähig?

(Jung-) Ebermast

Bei der Ebermast wird auf den schmerzhaften und stressverursachten Eingriff der Kastration verzichtet. So gibt es keine mit dem Eingriff Verbundenen Schmerzen und Gesundheitsrisiken wie zum Beispiel Wundheilungsstörungen oder ein erhöhtes Infektionsrisiko durch einen Keimeintrag über die Kastrationswunde. Außerdem wird der Hormonhaushalt nicht beeinflusst. Allerdings sollte beachtet werden, dass die derzeitigen Haltungsformen oft noch nicht auf die Ebermast angepasst sind. Hier kann es zu einem höheren Aggressioverhalten bzw. Einer erhöhten sexuellen Aktivität kommen, was zu Auseinandersetzungen, Verletzungen und Stress führen kann. Die größter Herausforderung bei dieser Methode ist jedoch der Ebergeruch. 3 bis 5% der Jungeber werden im Schachthof unterschiedlich stark geruchsabweichend eingestuft und stehen somit nicht für die Fleischvermarktung zur Verfügung. 

Immunokastration

Bei der Immunokastration wird ein synthetisches Analogen des Hormons GnRH eingesetzt, wodurch die Bildung der Geschlechtshormone verhindert wird. So kann auf den chirurgischen Eingriff verzichtet werden und die Schweine sind bei ruhigem Umgang deutlich weniger Stress ausgesetzt. Allerdings wird mit diesem Verfahren stark in den Hormonhaushalt eingegriffen und es kann zu Abszessbildung an der Injektionsstelle kommen.

Kastration mit Inhalationsnarkose und zusätzlicher Schmerzausschaltung 

Bei Fachgerechter Durchführung ist bei dieser Methode die Einschlaf- und die Aufwachphase kurz, sodass die Ferkel schnell wieder Eingegliedert werden können und das Erdrückungsrisiko vermindert ist. Allerdings bringt diese Methode viele Nachteile mit sich. Diese Kastration ist nicht nur ein personeller, zeitlicher und finanzieller Mehraufwand, sondern durch das schwierige handling der Inhaltionsmaske setzt die Ferkel einem erheblichen Stress aus. Außerdem findet ein Eingriff in den Hormonhaushalt statt. Außerdem schwankt die effektive Betäubungsrate zwischen 55 und 77%. Ebenfalls ist bei dieser Methode die Gesundheitsgefährdung für den Anwender erhöht. 

Kastration mit Injektionsnarkose

Der Vorteil dieser Kastration ist, dass bei fachgerechter Durchführung vom Tierarzt eine sichere Betäubung und Schmerzausschaltung gewährleistet ist. Allerdings ist auch bei dieser Methode der zeitliche, materielle und finanzielle Mehraufwand sehr hoch und auch die Belastung der Ferkel ist durch das längere Handling erhöht. Außerdem kann die Nachschlafphase bis zu 5 Stunden betragen, wodurch die Unterkühlungs- und Erdrückungsgefahr steigt. 

Alle diese Verfahren wurden verstärkt wissenschaftlich untersucht. Sie sind jedoch nicht völlig problemlos rechtskonform in die Praxis umzusetzen.

Bleibt Deutschland konkurrenzfähig?

Deutschland soll ab 2019 auf die betäubungsfrei Kastration verzichten. Da im europäischen Binnenmarkt Deutschland einer der bedeutenden Erzeugungsländer ist und in anderen Ländern wie Dänemark oder Niederlande keine vergleichbaren Regeln haben, wird es durch erhöhte Produktionskosten zu Wettbewerbsverzerrungen kommen. Durch diese steigenden Kosten befürchten die deutschen Schweinefleischerzeuger wirtschaftlich nicht mehr konkurrenzfähig zu sein. Die chirurgische Kastration unter Narkose bringt Mehrkosten von etwa 5€ pro männlichem Ferkel mit sich. Auch bei der Jungebermast entstehen zusätzliche kosten von etwa 5€ pro Tier durch erhöhten Arbeits- und Materialaufwand, Maßnahmen am Schlachthof oder Einrichtung einer zweiten Futterkette. Bei der Immunokastration bewegen sich die Mehrkosten im Bereich von bis zu 10€. 

Zwar hat sich die Niederlande für die Betäubung mit CO2 für Exporte nach Deutschland entschieden, diese Methode gilt in Deutschland allerdings nicht als tierschutzgerecht. Für den Inlandsmarkt verzichten die Niederländer zum größten Teil ganz auf die Kastration und züchten ca. 60% Jungeber. In Dänemark hingegen sind auch in nächster Zeit keine Einschränkungen geplant. 95% der Schweine werden hier unter Schmerzmittel mit postoperativer Langzeitwirkung kastriert.  Ob bis 2019 eins für in der Praxis anwendbares Verfahren entwickelt wird ist bisher unklar. 

Alternativen der Kastration im Überblick (Reihenfolge der Wirtschaftlichkeit)

  • Jungebermast unter günstigen Voraussetzungen
  • Immunokastration
  • Jungebermast unter weniger günstigen Voraussetzungen
  • Kastration mit Betäubung

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