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Tierwohl: Aktuelle Trends in der Schweinehaltung

Für Schweinehalter gehört der Spagat zwischen Tierwohl und Wirtschaftlichkeit zum alltäglichen Geschäft. Nicht immer lässt sich beides gut miteinander vereinbaren und konventionelle Schweinehaltung steht regelmäßig in der Kritik von Tierschützern.

Wir haben einen Blick auf die aktuell diskutierten Themen geworfen.

Betäubungslose Kastration von Ferkeln und mögliche Alternativen

Um den unerwünschten Geruch von Ebern und aggressives Verhalten zu vermeiden, werden männliche Ferkel meist kastriert. Noch bis zum 31.12.2018 darf die Kastration bis zum siebten Lebenstag ohne Betäubung erfolgen. Danach ist sie nur noch in Verbindung mit einer Betäubung oder Schmerzmitteln erlaubt. Da hierdurch zusätzliche Kosten entstehen würden, sind Tierhalter und Wissenschaftler derzeit auf der Suche nach einer praktikablen Alternative.

Die derzeit diskutierten Methoden verzichten allesamt auf eine Kastration. Neben einer gezielten Züchtung zur Vermeidung von Ebergeruch und der Haltung ausschließlich weiblicher Tiere, gibt es auch andere Ansätze.

Einer davon zielt darauf ab, durch Haltungs- und Fütterungsbedingungen die Probleme durch unkastrierte Eber zu verringern. Duschen, ausreichend Platz und eine ballaststoffreiche Ernährung können dabei hilfreich sein. Um Aggressionen gar nicht erst aufkommen zu lassen, sollten nur untereinander bekannte Tiere in einer Bucht gehalten werden.

Ein zweiter Ansatz setzt auf die Verzögerung der Pubertät durch Impfungen. Erst in der Pubertät werden Ebergeruch und Aggressionen gegenüber Artgenossen entwickelt, sodass beides durch die Impfung verhindert werden kann. Die Zoetis Schweiz GmbH bietet mit Improvac den derzeit einzigen Impfstoff an.

Die Zukunft wird zeigen welche Methoden sich bewähren. Es lohnt sich aber schon jetzt die Entwicklungen auf diesem Gebiet im Auge zu behalten. So gibt es 2019 kein böses Erwachen, wenn die Kastration ohne Betäubung nicht mehr erlaubt ist.

Eisenmangel von Ferkeln ohne Injektion ausgleichen

Eisenmangel ist bei Wild- wie Hausschweinen angeboren. Wildschweine können dank eines reichhaltigen Waldbodens diesen Mangel sofort ausgleichen, doch in der Schweinehaltung ist das nicht möglich. Deshalb erhalten Ferkel in der Regel schon in den ersten Lebenstagen eine Injektion. Die Gabe von Eisen mittels Spritze hat jedoch einige Nachteile. Infektionen des Stichkanals oder anaphylaktische Reaktionen Todesfolge sind nur zwei der möglichen Nebenwirkungen.

Eine gute Alternative bieten Pasten wie Pucoral, die oral verabreicht werden können. Nachteile wie Injektionsschäden oder Wundinfektionen werden dadurch vermieden. Zusätzlich wiesen Ferkel nach der Gabe von Pucoral ein deutlich besseres Blutbild auf als jene, die mit einer Injektion behandelt wurden.

Verhinderung von Kannibalismus im Schweinestall

Nach geltendem Recht ist das Kupieren von Schwänzen bei Ferkeln nur in Ausnahmefällen erlaubt. Nichtsdestotrotz ist das Verfahren gängige Praxis, um größere Schäden durch Kannibalismus zu vermeiden.

Die Gründe für das Schwanzbeißen sind vielfältig. Futter, Beschäftigungsmöglichkeiten und Platzangebot sind nur ein Teil davon. Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) sieht darin vor allem einen Hinweis auf Frustration und mangelndes Wohlergehen der Schweine. Das leuchtet ein, jedoch sehen Wissenschaftler und Praktiker derzeit keine wirtschaftliche Alternative zum Kupieren.

In Norwegen hingegen ist es bereits seit Jahren verboten Ferkeln die Schwänze zu kürzen. Jährlich werden dort zwar deutlich weniger Schweine produziert als hierzulande, doch deren Mastleistung lässt sich dennoch mit der ihrer deutschen Artgenossen vergleichen. Deshalb lohnt es sich, einen genaueren Blick auf die Schweinehaltung in Norwegen zu werfen.

So dürfen Sauen beispielsweise nur in Ausnahmefällen im Abferkelstall fixiert werden. Ansonsten müssen sie sich frei bewegen dürfen. Zudem müssen Schweine aller Produktionsstufen Möglichkeiten zum Wühlen haben. Dazu wird täglich frisches Wühlmaterial zur Verfügung gestellt, das sich mit gängigen Flüssigmistverfahren wieder beseitigen lässt.

Bestandsobergrenzen, höhere Marktpreise und Subventionierung fördern vor allem kleinere Betriebe in Norwegen. Das sieht in Deutschland anders aus. Insbesondere die geringe Zahlungsbereitschaft der Konsumenten stellt immer wieder ein großes Hindernis für das Tierwohl dar. Zudem konnte bisher auch auf Biobetrieben das Schwanzbeißen nicht vollständig verhindert werden. Landwirte wie Konsumenten sind deshalb gleichermaßen in der Pflicht, Maßnahmen zur Verhinderung von Kannibalismus zu fördern.

Die Maßnahmen norwegischer Schweinehalter können aber als Anhaltspunkt dienen, von dem aus geeignete Lösungen entwickelt werden können. Stressreduktion und die Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens stehen dabei im Vordergrund. Stressreduzierende Zusatzfuttermittel wie Durelax oder Sauenwaschmittel können dabei unterstützen. Ein Patentrezept gibt es noch nicht und Landwirte müssen individuell den eigenen Bestand prüfen, um Schwanzbeißen zu verhindern.

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